Den Weg für Kreative ebnen

Fast sechs Stunden diskutierten mehr als 100 Interessierte am Freitag, 19. Januar 2018, über „Kiel – moderne Stadt 2030“ auf Einladung der Ratsfraktion Bündnis 90/Die Grünen. Auf dem Wirtschaftskongress im Kieler Rathaus wurden auch Thesen für eine moderne, in die Zukunft gerichtete Wirtschaftsförderung aufgestellt, die Erfolg nicht länger nur in der Höhe des Umsatzes von Unternehmen misst. „Wir müssen uns von der reinen Gewinnorientierung in der Wirtschaftspolitik lösen und stärker soziale und ökologisch nachhaltige Ideen fördern“, meint der grüne Landtagsvizepräsident Rasmus Andresen. Eine der Forderungen, mit dem sich der grüne Wirtschaftskongress beschäftigte, klingt anspruchsvoll: „Schleswig-Holstein kann zum Kreativ- und Gründungsland Nr. 1 werden“, heißt es in einem Diskussionspapier, das im Kieler Rathaus verteilt wurde. Aus Sicht der Autoren...

19.01.18 – von Rasmus Andresen, Dirk Scheelje, Ulrich Bähr –

Fast sechs Stunden diskutierten mehr als 100 Interessierte am Freitag, 19. Januar 2018, über „Kiel – moderne Stadt 2030“ auf Einladung der Ratsfraktion Bündnis 90/Die Grünen. Auf dem Wirtschaftskongress im Kieler Rathaus wurden auch Thesen für eine moderne, in die Zukunft gerichtete Wirtschaftsförderung aufgestellt, die Erfolg nicht länger nur in der Höhe des Umsatzes von Unternehmen misst. „Wir müssen uns von der reinen Gewinnorientierung in der Wirtschaftspolitik lösen und stärker soziale und ökologisch nachhaltige Ideen fördern“, meint der grüne Landtagsvizepräsident Rasmus Andresen.

Eine der Forderungen, mit dem sich der grüne Wirtschaftskongress beschäftigte, klingt anspruchsvoll: „Schleswig-Holstein kann zum Kreativ- und Gründungsland Nr. 1 werden“, heißt es in einem Diskussionspapier, das im Kieler Rathaus verteilt wurde. Aus Sicht der Autoren Rasmus Andresen, Dirk Scheele von der Kieler Ratsfraktion Bündnis 90/Die Grünen und Ulrich Bähr von der Heinrich-Böll-Stiftung ist Schleswig-Holstein prädestiniert, in der Energiewende, der postfossilen Mobilität und den Services für den ländlichen Raum eine Vorreiterrolle einzunehmen. Und nach ihrer Auffassung sind Unternehmensgründer*innen treibende Kräfte für die Umwandlung unseres Wirtschaftssystems hin zu Nachhaltigkeit, Digitalität und sozialem Wohlergehen, da sie ihre neuen Unternehmen von Beginn an entsprechend ausrichten können.

Wirtschaftsförderung dürfe dabei keineswegs einseitig ausgerichtet sein: Social Entrepreneurship oder Projekte zur ökologischen Nachhaltigkeit müssten gleichrangig zu gewinnorientierten Startups zum Beispiel aus dem Tech- oder Datenschutzbereich behandelt werden. „Für Ideen, die unsere Gemeinschaft stärken oder ökologisch nachhaltig sind, muss in der Wirtschaftsförderung auch Platz sein.“

Für Dirk Scheelje, den wirtschaftspolitischen Sprecher der grünen Ratsfraktion, passen diese Forderungen maßgeschneidert nach Kiel: Die Stadt an der Förde durchlebe wirtschaftlich einen tief greifenden Wandel. Die historischen Säulen der Wirtschaftskraft sind durch Globalisierung, Rationalisierung und technischen Fortschritt ins Wanken geraten. Arbeitsplätze im produzierenden Gewerbe sind verloren gegangen, die Digitalisierung führt zu einer grundlegenden Neuausrichtung der Arbeitswelt.

„Die von uns seit Jahren geförderte Kreativwirtschaft hat eine zentrale Rolle bei der Entwicklung von Innovationen, die Lösungen für die Zukunftsaufgaben bereithalten“ ist Dirk Scheelje überzeugt. Da methodische Ansätze des Designs dabei eine Schlüsselrolle spielten, müsse die Wirtschaftsförderung attraktive Strukturen für Designer*innen schaffen. Er fordert so genannte Innovation Hubs, also Orte, an denen Branchen übergreifend von Gründer*innen an Innovationen gearbeitet werden kann.

„Aufgaben, die uns aufgrund der großen Herausforderungen von digitalem Wandel und Umweltfragen wie Klimawandel und Meereskrise gestellt werden, lassen sich nur lösen, wenn wir alle Potenziale für Innovationen ausschöpfen“, sagt Dirk Scheelje. Zu den Herausforderungen zählt für Mit-Autor Ulrich Bähr auch der „leergefegte Arbeitsmarkt“, mit der Folge, dass die Gründungszahlen sinken. „Ein Unternehmen zu gründen muss darum wieder attraktiver werden. Wir brauchen innovative Startups, die Arbeitskräfte zu uns locken und die Arbeitsplätze von morgen sichern.“

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