Wir brauchen mehr Krippenplätze, aber nicht auf Kosten der Qualität!

Zu dem landesweiten Aktionstag "Wir zeigen Flagge für Kinder" der Landesarbeitsgemeinschaft der Wohlfahrtsverbände, der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft und der Landeselternvertretung Kindertagesstätten gegen die neue Kitaverordnung der Landesregierung sagt die Vorsitzende von Bündnis 90/Die Grünen Kiel, Katja Günther:

26.06.07 – von Katja Günther

Zu dem landesweiten Aktionstag "Wir zeigen Flagge für Kinder" der Landesarbeitsgemeinschaft der Wohlfahrtsverbände, der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft und der Landeselternvertretung Kindertagesstätten gegen die neue Kitaverordnung der Landesregierung sagt die Vorsitzende von Bündnis 90/Die Grünen Kiel, Katja Günther:

Wir Grünen freuen uns, dass die Nachfrage nach zusätzlichen Krippenplätzen für Kinder unter drei Jahren in Kiel ungebrochen steigt. Als wir 2003 mit der CDU die Verantwortung in Kiel übernahmen, gab es in Kiel nur 222 Plätze und Eltern hatten praktisch keine Chance auf einen Krippenplatz für ihr Kind. Durch einen konsequenten Ausbau des Angebots wird es Ende des Jahres in Kiel 521 Plätze geben. Wir in Kiel setzen mit dem Ausbau der Kindertagesbetreuung eindeutig Prioritäten: Die Ausgaben für die Kindertageseinrichtungen erhöhen sich im aktuellen Haushalt 2007 der LH Kiel um rund 2 Mio. EUR auf 31 Mio. EUR.

Die Landesregierung will mit der jetzt beschlossenen Kita-Verordnung zusätzliche Betreuungsplätze für Kinder unter drei Jahren schaffen, aber ohne zusätzliches Personal! Die Kleinsten sollen verstärkt in altersgemischten Gruppen betreut werden, wodurch die Gesamtkosten sinken sollen. Kurz: Das Land will auf Kosten der Kleinsten sparen!

Wir warnen davor, die Qualität der Kinderbetreuung abzusenken, um mehr Plätze finanzieren zu können. Das Gegenteil ist angezeigt. Die Kinderbetreuung ist ohne zusätzliche Mittel nicht verbesserungsfähig. Ohne mehr Personal, ohne Team- und Vorbereitungszeiten können Erzieherinnen und Erzieher nicht noch mehr leisten. Die Qualität der Bildung, Betreuung und Erziehung von Kindern in Kindertageseinrichtungen muss gestärkt werden. Das erreicht die neue Kitaverordnung nicht. Sie führt in der Praxis dazu, dass in den altersgemischten Gruppen deutlich mehr Kinder unter drei Jahren betreut werden als bisher. Aber auf Kosten der Qualität. Wie ist pädagogisches Arbeiten in einer Gruppe mit acht Kindern unterschiedlichen Alters über drei Jahren wohl möglich?

Wir brauchen zudem besser ausgebildetes Personal. Denn nur durch gute frühkindliche Förderung gibt es die Chance auf Bildung für alle Kinder. Die Ausbildung von Erzieherinnen und Erziehern ist von entscheidender Bedeutung. Angesichts stetig zunehmender, komplexer Anforderungen an diesen Berufszweig sollte deshalb langfristig pro Kindergruppe eine Fachkraft mit Hochschulabschluss tätig sein. Dazu haben GRÜNE und CDU einen Antrag in den kommenden Jugendhilfeausschuss eingebracht.

Um aber auch in Zukunft den erforderlichen Ausbau der Kinderbetreuung gewährleisten zu können, sind Kommunen auf Zuschüsse vom Bund und Land angewiesen. Wenn wir beispielsweise in Gaarden bei den Krippen eine Bedarfsdeckung von 35% bis zum Jahr 2013 erreichen wollen, müssen wir nach heutigem Kenntnisstand eine Investition von fast 8 Mio. Euro und dann noch zusätzliche laufende Betriebskosten von über 3 Mio. Euro pro Jahr leisten.

Hier ist die Bundes-, aber auch die Landesregierung gefordert, den Kommunen eine ausreichende finanzielle Unterstützung zu gewähren. Leider haben wir bei der Finanzierung noch keine klaren Signale aus Berlin vernommen. Wir GRÜNE meinen, nur durch einen Rechtsanspruch auf einen Betreuungsplatz für Kinder ab dem ersten Lebensjahr wird es zu einer soliden Finanzierung nicht nur beim Raumangebot, sondern auch beim laufenden Betrieb und bei den Personalkosten der Krippen kommen. Das war schon beim Rechtsanspruch im Kindergarten so, der in den 90ern eingeführt wurde. Wer wirklich genügend Plätze bereitstellen und die Eltern selber entscheiden lassen will, ob sie einen Kinderbetreuungsplatz in Anspruch nehmen wollen, kommt an einen Rechtsanspruch nicht vorbei.

 

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