Mobilität muss nach Corona anders aussehen

In Zeiten von Corona ist vieles möglich: Plötzlich fordert die CDU zu Ostern die Sperrung der Kiellinie für den motorisierten Verkehr. Bei dieser Forderung ging es um die Sicherheit von Radfahrenden und Fußgänger*innen auf einer stark frequentierten Strecke, auf der die Abstandsregeln an sonnigen Feiertagen nicht einzuhalten seien. Vielleicht eher unbeabsichtigt zielt die Sperrung der Kiellinie, die noch einmal bis zum Ende der Osterferien verlängert worden ist, auch in eine andere, über Corona hinausweisende Richtung: auf einen Wandel in der Mobilität in der Landeshauptstadt Kiel. [weiter]

von Arne Stenger –

In Zeiten von Corona ist vieles möglich: Plötzlich fordert die CDU zu Ostern die Sperrung der Kiellinie für den motorisierten Verkehr. Bei dieser Forderung ging es um die Sicherheit von Radfahrenden und Fußgänger*innen auf einer stark frequentierten Strecke, auf der die Abstandsregeln an sonnigen Feiertagen nicht einzuhalten seien. Vielleicht eher unbeabsichtigt zielt die Sperrung der Kiellinie, die noch einmal bis zum Ende der Osterferien verlängert worden ist, auch in eine andere, über Corona hinausweisende Richtung: auf einen Wandel in der Mobilität in der Landeshauptstadt Kiel.

Finanzhilfen für die Wirtschaft in Milliardenhöhe

Die Pandemie sorgt dafür, dass Finanzhilfen für die Wirtschaft in Milliardenhöhe – gefühlt im Minutentakt – beschlossen werden; dass in der Geschichte der Bundesrepublik nie dagewesene Grundrechtseinschränkungen ausgesprochen und diskutiert werden, um die Ausbreitung der Pandemie auszubremsen. Eine der Folgen der Einschränkung der Bewegungsfreiheit ist ein deutlich geringeres Verkehrsaufkommen, auch in den Straßen Kiels: minus 40 Prozent auf dem äußeren Ring, minus 50 Prozent im Zentrum. Die Deutsche Umwelthilfe konstatiert deutlich unter dem Jahresgrenzwert liegende Stickstoffdioxid-Belastungen (NO2). Neben den Einschränkungen in vielen Bereichen ist damit in diesem Bereich die Lebensqualität sogar deutlich gewachsen.

Corona fordert seinen Raum: Und das gilt nicht nur für Berichterstattung in den Medien.

Die Auflagen für das öffentliche Leben fordern von uns einen Mindestabstand von 1,5 Meter zu unseren Mitmenschen. In einer Stadt wie Kiel, die wie viele andere auch in Jahrzehnten rund um das Automobil ausgerichtet worden ist, scheint das für Menschen zu Fuß und auf dem Rad fast unmöglich. Rad- und Gehwege ohne Mindestbreiten oder zugeparkte Gehwege machen es unmöglich, den geforderten Mindestabstand einzuhalten. Daher ist die Forderung von Verbänden wie dem VCD nur folgerichtig, Städte wie Kiel mögen verkehrsberuhigte Zonen und temporäre Radfahrstreifen und Spielstraßen schaffen. Oder anders formuliert: Lasst uns die Kiellinie dauerhaft sperren!

Besserer Schutz für Fuß- und Radverkehr

Langfristig muss auch der Bund mit einer Novellierung der Straßenverkehrsordnung viel mehr Möglichkeiten schaffen, zu einer besseren Nutzung des öffentlichen Raumes beizutragen und damit auch für eine gerechtere Verteilung zu sorgen. Fahrrad- und Tempo-30-Zonen müssen unkomplizierter eingerichtet werden können, um die Sicherheit – nicht nur in Zeiten von Corona – zu gewährleisten. Ferner sollte das Gewehwegparken überall dort, wo es möglich ist, untersagt werden, fordert richtigerweise der Kieler Mobilitätsrat.

Es geht aber nicht nur um Sicherheit. Es geht auch um Attraktivität. Die Krise lehrt uns, dass in den Städten plötzlich mehr Menschen auf die Fortbewegung zu Fuß und per Fahrrad setzen und damit Platz im ÖPNV für die schaffen, die darauf angewiesen sind. Wer diesen Trend ohne den existenziellen Druck einer Pandemie fortsetzen möchte, muss die Infrastruktur für Fuß- und Radverkehr deutlich verbessern. Die nachhaltige und massive Förderung umweltfreundlicher Mobilität muss für eine Stadt wie Kiel, die den Climate Emergency verkündet hat, zur Selbstverständlichkeit werden – nicht nur in den Zeiten von Corona.

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