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31.01.20 –
In einer bekannten Kieler Tageszeitung hieß es am 9. Januar 2020 auf der Titelseite: „Wohin mit dem Auto? Vorstoß für mehr Parkraum in Kiel“. Knapp drei Wochen später lautete eine Schlagzeile: „Kiel steht im Stau“. Die Berichterstattung und die dadurch angefeuerten Leserbriefe erweckten beim Lesenden den Eindruck, als bliebe in Kiel nichts unversucht, um Autofahrenden deren Existenz so sauer wie möglich zu machen. Die Realität: Die Stadt beginnt sich damit auseinandersetzen, dass jahrzehntelang die gesamte Stadtplanung fast ausschließlich auf automobile Bedürfnisse ausgerichtet war. Und das geht bis heute zu Lasten aller Menschen, die in Kiel leben.
Blicken wir doch einmal auf die Fakten: 9500 Parkplätze bietet die Kieler Innenstadt inklusive ihrer Randlagen allein in Parkhäusern, Tiefgaragen und Großparkplätzen. Aber die werden natürlich bewirtschaftet und deshalb gemieden. Wenn wir Umwelt- und Klimaschutz erstnehmen und wirklich etwas für die Lebensqualität in unserer Stadt tun wollen, müssen wir uns von dem Irrglauben verabschieden, es gäbe ein Grund-recht auf kostenfreie Stellplätze im öffentlichen Raum!
Auch wirtschaftlich betrachtet, sind kostenlose Parkflächen auf öffentlichem Grund eine Verschwendung: Die Stellplätze werden auf Kosten der Allgemeinheit hergerichtet und unterhalten, stehen der selbigen aber nicht mehr zur Verfügung. Besonders deutlich machen das auch die Studienergebnisse („Mobilität in Städten – SrV 2018“) im „Mobilitätssteckbrief für Kiel“, die Anfang Januar 2020 im Bauausschuss vorgestellt worden sind: 26 Prozent aller Pkw in Kiel werden maximal an drei Tagen im Monat bewegt, 5 Prozent sogar nie! Was Kiel braucht, ist mehr Wechsel auf seinen Parkflächen, damit die Stellplätze möglichst effektiv genutzt werden können.
Zur Mobilitätswende, zu der sich eine klare Mehrheit der Ratsversammlung längst bekannt hat, gehört natürlich auch der „fließende“ Verkehr. Dass der zu gewissen Tageszeiten gar nicht mehr fließt, hat vor allem mit der ständig steigenden Zahl zugelassener Fahrzeuge in Kiel zu tun und ist deswegen auch kein bisschen überraschend. Dass die Autos auch noch immer größer werden (Stichwort: SUV), wirkt nicht Problem verkleinernd.
Wer darüber diskutiert, sollte sich auch vom Mythos verabschieden, nahezu jedwede Autofahrt sei zwingend, es gäbe keine zumutbaren Alternativen. Noch 2017 lagen Dreiviertel aller Autofahrten in Schleswig-Holstein in einem Bereich bis 10 Kilometer, mehr als die Hälfte bei bis zu fünf Kilometer Länge – Bereiche, die für viele Menschen eine gute Distanz darstellen, die mit einem Fahrrad oder einem Pedelec zurückgelegt werden kann. Ach ja, Busse und Fähren verkehren in Kiel ja auch noch. Gelänge es, einen guten Teil dieser Fahrten zugunsten ÖPNV, Fahrrad und Fußweg zu streichen, bliebe deutlich mehr Platz für Wirtschaftsverkehre, aber auch für die Pendler*innen, die bisher wirklich keine Alternative haben.
Allein in den Masterplänen für Mobilität und Klimaschutz steckten genug Maßnahmen für eine Mobilitätswende, die jetzt schnell umgesetzt werden müssten. Da die Großprojekte Stadtbahn und Senkung ÖPNV-Tarife nicht kurzfristig umsetzbar sind, setzen wir darauf, dass auf folgende Maßnahmen möglichst kurzfristig in Angriff genommen werden:
Diese Liste ist natürlich nicht abschließend, liefert aber Maßnahmen, deren Umsetzung auch im kürzeren Zeitrahmen möglich ist. Gefragt sind aber auch die Menschen, die in dieser Stadt leben oder hierherkommen: Neben den Rahmenbedingungen beeinflusst jede*r durch sein persönliches Mobilitätsverhalten die Situation. Die vielzitierten Pendler*innen ohne mobile Alternative zum Auto können verstärkt Fahrgemeinschaften bilden, um ihr Ziel in Kiel zu erreichen. Wer sich als gesundheitlich eingeschränkter Mensch auf sein Recht aufs Autofahren beruft, sollte bedenken, dass selbst das ungenutzte Auto mehre hundert Euro pro Monat kostet – also Geld, mit dem z.B. Fahrten mit einem Taxi bezahlt werden könnten.
Die Mobilitätswende wird uns allen Veränderungen abverlangen: Unsere Mobilität müssen wir künftig stärker planen, und manchmal wird es auch anstrengender. Dass einige versuchen, diesen Prozess zu stoppen, bevor er richtig begonnen hat, sollte alle anderen motivieren, mit noch mehr Engagement für eine Mobilitätswende zu kämpfen: weg vom motorisierten Individualverkehr – hin zu nachhaltiger und Ressourcen schonender Fortbewegung. Und für alle, die wir mit Argumenten nicht erreichen, brauchen wir steuernde Elemente. Im Angesicht des Klimawandels bleibt nicht ewig Zeit.
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