Streetart Kiel - Die Stadt als Kunstgalerie

Graffiti - Vandalismus oder eine optische und künstlerische Bereicherung für unsere Stadt? Für mich als Filmemacherin und Künstlerin prägt Graffiti das Bild einer modernen Stadt. Graffiti ist nicht nur Bestandteil unserer Jugendkultur, es ist zeitgenössischen Kunst und als solche schützenswert.

12.08.19 – von Jessica Kordouni –

Graffiti - Vandalismus oder eine optische und künstlerische Bereicherung für unsere Stadt? Für mich als Filmemacherin und Künstlerin prägt Graffiti das Bild einer modernen Stadt. Graffiti ist nicht nur Bestandteil unserer Jugendkultur, es ist zeitgenössischen Kunst und als solche schützenswert.

Geht man aufmerksam durch Kiels Straßen und Gassen, entlang alter Gleisanlagen, sieht man sie regelmäßig. Mal ist es nur ein stilvoller Schriftzug, mal wurde mit Hilfe einer Schablone ein politisches oder gesellschaftskritisches Motiv gesprayt und dann findet man wieder ein großflächiges Motiv, das sich über die gesamte Hausfassade erstreckt – wie in der Hansastraße oder im Königsweg.

Am 27. August 2019 wird unser Antrag für mehr legale Graffiti-Flächen und die Förderung von Streetart im Kulturausschuss behandelt. Kiel ist mit legalen Möglichkeiten für Graffitis und Streetart rar gesät. Dabei ist diese urbane Kunstform in anderen Städten selbstverständlich. Nicht nur in Berlin, sondern auch in unserer Partnerstadt San Francisco.

Streetart als Statement und Kultur für alle

Kunst, die für alle da ist. Kunst, die nicht versteigerbar ist. Mit einer aufsehenerregenden Aktion hat der Streetartkunstmensch Banksy sich vor der Vereinnahmung der Kunst-Industrie gewehrt. Im Oktober 2018 versteigerte das Auktionshaus Sotheby‘s für 1,2 Millionen Euro ein Bild von Banksy, das sich nach der Versteigerung selbst schredderte. Banksy für den Tresor, dass soll es nach Banksy nicht geben. Mit seinen*ihren berühmten Streetart-Bildern und Installationen kommentiert Banksy gesellschaftspolitische Themen und bleibt dabei stets anonym. Auch letzteres ist Teil des Konzepts.

Streetart ist, was alle Menschen sehen können, wenn sie durch die Straßen ihrer Stadt gehen. Dabei geht die Spannbreite von hochkünstlerischen Werken zum Staunen bis zum ersten Amateurstrich. Daher muss man vorsichtig sein, die Streetart mit illegalen Schmierereien in einen Topf zu werfen. Und man muss dafür sorgen, dass Jugendliche, die diese Kunstform für sich entdeckt haben, auch die Möglichkeit haben sich auszuprobieren und sich weiter zu entwickeln.

Graffiti an der richtigen Stelle fördern statt verbieten

Viele renommierte Künstler*innen sind aus der Graffitiszene hervorgegangen, andere arbeiten inzwischen als Grafiker*innen oder Illustratoren. Graffiti, das ist auch der Einstieg in die kulturelle Bildung für viele Jugendliche. Um diese Kreativität zu fördern, ist es mir ein Anliegen, den Kindern und Jugendlichen einen Weg vom illegalen Sprayen zur legalen Sprayerwand zu ermöglichen. Wir brauchen Flächen, auf denen Sprayer*innen  üben können, auf denen Graffiti eine vergängliche Kunstform ist, die regelmäßig übermalt werden darf.

Aber wir brauchen auch Flächen, auf denen dauerhafte Kunstwerke, z.B. durch international bekannte Streetart-Künstler*innen, geschaffen werden, mit der eine kulturelle Aufwertung der Viertel und Quartiere erreicht werden kann.

Graffiti ist Kunst und deshalb setze ich mich für das legale Sprayen in Kiel ein, unabhängig davon, ob die Graffitis regelmäßig übermalt oder dauerhaft als Streetart Teil des Stadtbilds werden sollen.

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Fraktion Blog | Kultur